24

Hier befindet sich Wohnung 24. Sie ist im 12. Stockwerk und wird zur Zeit von Camilla Sormani, Corvus Diaz und Darius Callham bewohnt.

<- Schulgelände

Camilla Sormani seufzte genervt, als sie das Schild am Aufzug entdeckte.
"Außer Betrieb", las sie sich selbst laut vor, obwohl sie die Botschaft sehr wohl verstanden hatte.
Sie durfte zwölf Stockwerke Treppen steigen. Zwölf!
Und das nur, weil diese verdammte Schule zu blöd für eine einfache Aufzug-Reparatur war.
Die Blauhaarige ließ den Kopf hängen, packte ihr Gepäck und schleppte sich die Treppe hoch.
Sie war erstaunt, wie sehr zwölf Stockwerke sie doch außer Atem bringen konnten. Es waren immerhin zwölf Stockwerke mit Gepäck. Schwerem Gepäck.
Umso erleichterter war sie dann auch, als sie endlich die Zimmertür mit der eingravierten Nummer 24 entdeckte. Schnell stürzte sie darauf zu, schloss die Tür auf und lächelte.
Es war überwältigend, wenn man aus zwölf Stockwerken Höhe auf diese Schule herab sehen konnte. Es war wunderbar.
Grinsend schleppte Camilla ihr Gepäck in die Wohnung und suchte sich schnell ein Zimmer. Es war ein Doppelzimmer. Sie war sich sicher, dass das Einzelzimmer jemand anderes benötigen würde. Zudem hatte sie kein Problem damit, neue Bekanntschaften zu machen. Wirklich nicht.
Geschafft ließ sie sich auf ein Bett plumpsen - das würde dann wohl ihr gehören.

<- Schulgelände

Corvus musste gar nicht auf den Aufzug schauen. Er war immer Defekt gewesen und er würde es immer bleiben. Kurz vor den Treppen blieb er stehen und murmelte wütend vor sich hin warum er nur einer der Schüler war die kein Glück hatten fliegen zu können. Nein, er hatte ja nur sein nerviges Fotografisches Gedächtnis und seine Überemotionale Resonanz.
Krächzend lief er also nun die zwölf Stockwerke nach oben, die Tasche zog er einfach hinter sich her und schenkte ihr schonst nicht viel Beachtung.
Als er endlich oben angekommen war jauchzte er fast vor Freude, es klang jedoch mehr wie ein alter Hund der es geschafft hatte von seinem Körbchen zum Napf zu laufen ohne wider einzuschlafen.
Während er wieder zu Atem am wühlte er nach seinem Schlüssel um die Türe aufzuschließen.
Zu seinem Erstaunen war diese bereits offen und er brauchte nur noch hinein zu gehen.
"Hallo" sagte er etwas leise, vielleicht hatte er dieses mal ja sogar Glück mit seinem Mitbewohner oder Mitbewohnerin.
Er war sich nicht sicher ob er das Einzelzimmer nehmen sollte oder eins der freien Doppelzimmer.
Es war sicher gut einen einsamen Rückzugplatz zu haben aber so würde er doch wieder nur alleine enden.

Camilla hörte, wie die Tür der Wohnung geöffnet wurde. Mitbewohner oder Mitbewohnerin?
Sie schwieg, lauschte allerdings auf das was passierte.
Ein leises Hallo drang zu ihr durch.
Langsam erhob sie sich vom Bett, auf dem sie viel lieber noch eine Weile entspannt hätte. Aber was solls. Sie wollte einen guten Eindruck machen und nicht den von einem übermäßigen faulen Spinner, der nichts auf die Reihe bekam.
Sie verließ ihr Doppelzimmer, blieb mehr oder weniger ratlos im Flur stehen und betrachtete interessiert den Hinterkopf ihres Mitbewohners.
"Hi, ich bin Camilla", meinte sie schließlich und hoffte, dass der Junge vor ihr sich nicht erschrecken würde. Sie hoffte es wirklich.

Corvus schnellte herum und blickte das Mädchen kurz an bevor er zu Boden sah um nicht von Erinnerungen geplagt zu werden sie jeder an sich haften hatte.
"Hey" sagte er erneut und lächelte. Er hoffte aufrichtig das er nicht unfreundlich rüber am weil er sie nicht ansah, er würde es ihr wahrscheinlich früher oder später erzählen.
"Mein Name ist Corvus, ich hoffe du bist nicht enttäuscht mit mir in einem Zimmer leben zu müssen"
Ein kleines amüsiertes kichern drang aus seiner Kehle bevor er die Tasche abstellte und sich weiter den Kopf über sein Zimmer zerbrach.

Camilla runzelte verwirrt die Stirn. Sie schätzte ihn nicht unhöflich ein, aber es verwunderte sie, dass er sie nicht anschaute. Das war wirklich einigermaßen merkwürdig.
"Wieso sollte mich das unglücklich machen?", fragte sie also und lächelte.
Vielleicht war er einfach unsicher? Schnell verwarf sie den Gedanken wieder. Er hätte anders gesprochen, ganz sicher.
"Ich freue mich immer über nette Gesellschaft", erklärte sie und schwieg kurz.
"Du bist doch nett, oder?", erkundigte sie sich scherzhaft und lachte kurz auf um die Stimmung zu lockern.

"Ich denke schon" lachte er und zog seine Jacke aus um sie aufzuhängen.
"Weißt du vielleicht schon von anderen Mitbewohnern die wir bekommen?" fragte er und lief nun endlich in eines der freien Doppelzimmer wo er seine Tasche auf das Bett warf und kurz seine Schläfen massierte. Er wusste es war unglaublich unfreundlich sie nicht anzusehen aber der Vorfall auf dem Schulhof hatte ihm und seinem Müden Kopf schon gereicht.
Seine Augen waren eh schon auffällig genug das er am liebsten niemanden jemals ansehen wollte.
Als er zu ihr zurück lief sah er sie so schnell er konnte an um wenigstens einmal Augenkontakt herzustellen bevor er diesen wieder brach und sich einen Apfel schnappte.

Sie piff kurz.
"Keine Ahnung, aber gut Frage."
Dann beobachtete sie den Jungen skeptisch.
"Hast du Kopfschmerzen?", fragte sie, "Ich habe Aspirin dabei, möchtest du?"
Sie hoffte, dass er einfach Kopfschmerzen hatte und ein unfassbar freundlicher Mensch war.
An sich machte er auch einen ganz okayen Eindruck. Es war nur ein wenig komisch, dass er den Blickkontakt mehr oder weniger mied und immer etwas anderes ansah, als sie.
Aber damit kam sie klar. Für sie war das kein Problem - sie wusste nur nicht, wie andere darüber dachten.

"Schade, ich hoffe der Rest unserer Mitbewohner wird auch freundlich"
Er schüttelte den Kopf und zog die Schultern hoch, teilweise eine verwirrte Geste teilweise aber auch eine schützende.
"Nein, hängt mit meiner Magie zusammen, Asperin helfen da leider nicht"
Er hatte im Grunde kein Problem damit wenn Leute davon wussten aber er wollte kein Mitleid oder komische Blicke und von daher beschloss er das Thema fürs erste zu meiden.

Sie nickte.
"Klingt überaus nervig", murmelte sie, verließ den engen Flur und öffnete den Kühlschrank. Eine Flasche Sprudelwasser stand darin. Sonst nichts.
"Wenn die anderen da sind, sollten wir schauen, was wir brauchen und wer einkaufen geht", erklärte sie, holte sich ein Wasserglas und füllte es mit dem eiskalten Wasser auf.
Gierig nahm sie einen Schluck. Sie liebte kaltes Wasser, vor allem in warmen Monaten wie diesen.
Nachdem sie das Glas leer getrunken hatte, stellte sie es in die Spülmaschine.
"Sommer oder Winter?", fragte sie.

"Es ist überaus nervig" sagte er seufzend und blickte auf den Apfel in seinen Händen.
Sie schien nett zu sein, sie fragte nicht nach was ihn erleichterte.
"Ich würde ja sagen ich gehe einkaufen aber ich habe wenig Interesse daran zwölf Stockwerke mit Einkaufstüten hinauf zu laufen"
Grinsend biss er in den strahlend Roten Apfel der sich stark von seiner weißen Haut und seinen bleichen Lippen abhob.
"Winter" antwortet er dann nachdem er runtergeschluckt hatte und spielte mit seinen weißen Haarsträhnen.

Camilla lachte.
"Ich würde sagen, wir schieben die Aufgabe an irgendjemanden ab, der später kommt. Dann können wir uns hier angenehm entspannen, während jemand für uns die Einkäufe holt. Klingt gut, oder?"
Sie musterte Corvus' helle Haut, die - mit dem roten Apfel in der Hand - um einiges blasser wirkte, als sie tatsächlich war.
Dann tapste das Mädchen zum Sofa und schmiss sich darauf.
"Sommer", erklärte sie Corvus noch, bevor sie sich auf die Suche nach der Fernbedienung machte um etwas fern zu sehen.

Corvus grinste und setzte sich neben Camilla auf die Couch.
"Der Sommer ist viel zu warm für mich, außerdem viel zu wild"
Er zuckte mit den Schulten und betrachtete die Serien im Fernsehn die er alle schon mitsprechen konnte, leicht seufzte er und starrte an die Decke.
"Ich hoffe wir bekommen einen Mitbewohner in meinem Alter" nuschelte er und ging davon aus das sie es nicht mitbekommen hatte.

Camilla rückte ein wenig zur Seite, damit Corvus Platz hatte.
"Ich mag den Sommer. Alles ist so fröhlich und hell und farbenfroh", schwärmte sie und beachtete die Serie im Fernsehen nicht wirklich. Corvus schien sie genauso wenig zu beachten.
"Einen Mitbewohner?", hakte sie nach und lächelte. Dann seufzte sie.
"Und ich hatte schon gehofft, ich hätte einen potenziellen Sexpartner in meiner Wohngemeinschaft", stellte sie fest und schmollte beleidigt.
Dann grinste sie Corvus an und warf einen beiläufigen Blick auf den Fernseher.

Er verschluckte sich vor Lachen fast an seinem Apfel.
"Sorry aber wenn hier ein Männlicher Mitbewohner aufkreuzt wird das mein potenzieller Sexpartner"
Es war schwer dabei nicht zu lachen und er musste sich richtig hinsetzten um nicht zu ersticken.
"Ich habe vorrechte weil ich älter bin" hing er an und nickte selbstsicher.
"Aber wie ich die alte Mrs. Bear kenne steckt sie natürlich nur Frauen in meine Wohnung...."

Camilla erstarrte.
"Oh, bitte nicht. Wie soll ich es überleben, wenn hier nur Frauen sind?", rief sie und schlug sich die Hände vors Gesicht.
"Außerdem hat das Alter ja mal gar nichts mit den Rechten auf meinen potenziellen Sexpartner zu tun. Das Alter sagt doch nur, dass du viel schneller faltig wirst!"
Sie lachte und hielt sich die Hand vor den Mund. Über ein solches Thema konnte man doch niemals vollkommen ernst reden. Da war sie sich überaus sicher. Immerhin war ihr Gespräch mit Corvus der Beweis dafür.

Er spielte entsetzten und schlug die Hand vor den Mund.
"Ich und faltig?! Jetzt aber nicht so schnell ich bin nunmal viel weiser als du!"
Hin und wieder baute er Augenkontakt auf nur im dann an ihr vorbei zu sehen um sich auf die Wand zu konzentrieren. Er musste aussehen wie ein Psychopat.
"Du bist doch noch viel zu Jung für so etwas ich muss dir sicher vorher noch erklären wie das mit den Bienchen und den Blümchen funktioniert!"

Sie lachte.
"Du wirst alt und faltig sein, das verspreche ich dir."
Dann grinste sie.
"Und über deine - nicht vorhandene - Weisheit müssten wir uns noch unterhalten."
Lässig legte Camilla die Füße auf den Couchtisch.
"Blümchen und Bienchen?", fragte sie entsetzt nach.
"Ich fühle mich zwar sehr geschmeichelt, dass du mich für so jung hältst, aber für Sex bin ich auf jeden Fall alt genug. Und erfahren."
Grinsend streckte sie Corvus die Zunge heraus und hielt sich den Bauch beim Lachen, weil es einfach unfassbar lustig hier war.

Corvus grinste und hob tadelnd die Hand. "Grundgütiger also hat das junge Mädchen schon Erfahrung das ist aber nicht richtig so"
Es war angenehm ein so banales aber lustiges Gespräch zu führen, es ließ ihn für kurze Zeit seine Instabile Psyche vergessen.
"Ich möchte bitte nicht nach Hause kommen, erschöpft von Mathe, und dann hier ein Orchestra von knarrenden Betten und stöhnen vorfinden"

Camilla lachte.
"Wir sind nicht mehr im 18. Jahrhundert", meinte sie grinsend und beobachtete Corvus Gesicht.
Er sah beinahe glücklich aus, lächelte strahlend.
Dann lachte sie wieder.
"Oh, ich bitte dich. Ich bin nicht so schlimm. Außerdem gehe ich eher zu den anderen und veranstalte da ein Orchester und knarrenden Betten und Stöhnen."
Sie lachte, strahlte Corvus an und strich sich ein paar der blauen Haare hinters Ohr, damit ihr Blickfeld nicht mehr gestört war.
"Und zwar immer", setzte sie nach.

Er grinste schief und schnaubte amüsiert. "So viel Rücksicht nehme ich nicht"
Der Junge zuckte mit den Schultern und schaute unschuldig an ihr vorbei.
"Solltest dich nicht wundern wenn du irgendwann die beinchen und Blümchen auf der Küchentheke siehst"
Total unschuldig stand er auf und lief zum Mülleimer um den rest seines Apfels wegzuwerfen.
"Aber dann hast du wenigstens keine knarrenden Betten, das ist doch auch was"

Camilla starrte Corvus verstört an.
"Dann kann ich die Küche nie wieder benutzen!", schrie sie.
"Ich will da keine Bienchen und Blümchen. Überall, aber nicht in der Küche!"
Sie schaute Corvus vollkommen ernst an, stierte in seinen Hinterkopf und begann dann zu lachen.
"Man, das ist extrem bescheuert", prustete sie, während sie ihre Hand vor den Mund hielt, um nicht zu spucken, während sie lachte.
"Was machst du nur mit mir? Ich rede sicher nur deinetwegen so einen Mist, Corvus, du Spinner!"

Er biss sich auf die Lippe um nicht zu lachen.
"Ich meinte das mit der Küche vollkommen ernst" nickte er und setzte sich auf besagte Theke.
"Damit wirst du leben müssen" er streckte ihr die Zunge raus und wartete ungeduldig auf die anderen Mitbewohner, unglaublich gespannt ob wirklich ein Junge bei ihnen einzog.
"In der Küche, dem Bad, dem Zimmer" er machte eine ausschweifende Handbewegung. "Dem Klassenraum, der Cafeteria, dem Schulhof und so weiter"

"Nein", widersprach Camilla schlicht.
"Überall. Aber nicht. In. Der. Küche."
Sie hoffte, sie hatte sich klar genug ausgedrückt.
"Treib es von mir aus auf dem Schulhof, oder im Aufzug. Oder sonst wo. Aber nicht in der Küche. Ich treibe es ja auch nicht in der Küche."
Sie starrte ihn ernst an und verschränkte die Arme, während sie sich auf dem Sofa breit machte.
Dann wedelte sie mit der Hand und grunzte beleidigt.
"Wenn ich auch nur ansatzweise merke, dass du es in der Küche treibst - egal mit wem - dann -"

Er lachte wieder, es war zu schwer ernst zu bleiben.
"Was dann?" fragte er und suchte verzweifelt nach Schokolade.
"Hetzt du dann eine Horde böser Enten auf mich?" fragte er kichernd und starrte zur der Tür.
Er war viel zu aufgeregt für sein Alter aber es konnte doch nicht sein das nur die beiden dieses Zimmer hatten.
Oder?
Oder?!